Degrowth : Handbuch für eine neue Ära

Degrowth, 2016
AK-Bibliothek Feldkirch
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Medienart Buch
ISBN 978-3-86581-767-9
Systematik GS.S - Sozialpolitik
Schlagworte Wandel, Gesellschaftsbild
Verlag Oekom
Ort München
Jahr 2016
Umfang 297 S.
Altersbeschränkung keine
Sprache Deutsch
Verfasserangabe Giacomo D´Alisa ; Frederico Demaria und Gioargos Kallis (Hrsg.). Aus dem Engl. von Gabriele Gockel ...
Annotation Mehrmals berichteten wir in PZ bereits über die an Bedeutung gewinnende Postwachstumsbewegung. Nun ist ein Handbuch für Degrowth erschienen, das insgesamt 53 Themen in knappen Essays abhandelt. Erörtert werden Grundbegriffe der Umweltökonomie wie Entropie, Gesellschaftlicher Metabolismus, Jevons´ Paradoxon, Steady-State-Ökonomie oder Peak Oil und Rohstofffronten ebenso wie philosophisch-kulturelle Aspekte, etwa Autonomie, Antiutilitarismus, Kommerzialisierung, Konvivialität oder Glück. Neue praktische Ansätze wie Minimalismus, Alternativ- währungen, Commons, Kooperativen, Ökogemeinschaften oder Urban Gardening kommen ebenso zur Sprache wie neue politische Vorschläge, etwa Grund- und Höchsteinkommen, Bürgergeld (meint ausschließlich vom Staat geschöpftes Geld) oder Beschäftigungsgarantie (Forderung nach einem vom Staat finanzierten öffentlichen Arbeitssektor, der ausschließlich Gemeinwohlaufgaben wahrnimmt; gedacht als Alternative zum bedingungslosen Grundeinkommen). Unter den Autor-Innen sind zahlreiche bekannte VertreterInnen der internationalen Postwachstumsbewegung wie der kanadische Ökonom Peter A. Viktor (Wachstum), sein britischer Kollege Tim Jackson (Wirtschaftsordnung, neue), die oben vorgestellte Soziologin Juliet B. Schor (Arbeitsumverteilung), der französische Ökonom Serge Latouche (Dekolonialisierung des Vorstellungsraums, Pädagogik der Angst) oder die Philosophin Barbara Muraca (Utopie).
Wissenschaftlich fundiert und ansprechend geschrieben, stellen die AutorInnen Aspekte eines neuen Wirtschaftens und Lebens in den Kontext der Postwachstumsbewegung. Darunter finden sich auch hierzulande vielleicht weniger bekannte Ansätze wie Nowtopia, womit der kalifornische Open Source-Spezialist Chris Carlson die Bewegung von Menschen und Gruppen bezeichnet, die jenseits der Marktbeziehungen neue Produktionsweisen entwickeln, oder die auf George Bataille zurückgehende Diskussion über Dépense (Aufwendung), die der Frage nachgeht, was eine Gesellschaft mit der nicht zur Befriedigung der physischen Bedürfnisse verwendeten Energie (im Sinne von Handlungsenergie) macht. Die Internationalität unterstreicht nicht zuletzt das Kapitel Bündnisse, in dem u. a. die lateinamerikanische Bewegung des Buen Vivir, die indische Economy of Permanence sowie die afrikanische Ubuntu-Philosophie mit auf Gemeinschaft ausgerichteten Wirtschaftsweisen vorgestellt werden.
Die Beiträge durchzieht ein starker Veränderungsoptimismus ganz im Sinne eines Handbuchs für eine neue Ära. Die Frage nach Überwindung oder Transformation des Kapitalismus wird dabei unterschiedlich gesehen, wie ein einschlägiger Beitrag darlegt. Verbindend wirkt das Ziel, ein anderes Denken und neue Praxen des Handelns einzubringen. Dass Degrowth dabei zuvorderst eine soziale Bewegung einer Minderheit ist, empfindet Niko Paech im Vorwort zur deutschen Ausgabe nicht als Makel, sondern als Prädikat: Eine subversive Unterwanderung des Wachstumsdogmas beginnt damit, sich selbst zugleich als Träger eines reduktiven Übungsprogramms und als lebendes Kommunikationsinstrument zu entdecken. (S. 12) Hans Holzinger